Für die eine Gruppe der Bevölkerung ist eindeutig eine rote Linie überschritten, weil sie keinesfalls auf die tägliche Einnahme von Koffein verzichten kann. Für die andere Gruppe ist es wie der Himmel auf Erden, weil sie aufgrund einer eventuellen Unverträglichkeit oder auch zu fortgeschrittener Stunde nicht auf den Geschmack von Kaffee verzichten müssen. Koffeinfreier Kaffee ist längst akzeptiert und steht dem Geschmack seines koffeinhaltigen Gegenparts in nichts nach.
Das schwarze Gold unter den Getränken
Die Frage, ob Kaffee auf natürliche Art und Weise koffeinfrei wächst, kann weder mit Ja noch mit Nein beantwortet werden. Kaffeepflanzen wehren sich, trotz vieler Forschungsversuche und dem Einsatz der oftmals unbeliebten Gentechnik, nach wie vor erfolgreich gegen eine völlig koffeinfreie Züchtung. Die Resultate lassen jedoch sehr zu wünschen übrig und definieren sich über einen hohen Gehalt an Pestiziden und einer eher geringen Ernte. Mutter Natur lässt sich folglich nicht so einfach manipulieren und austricksen. Vielleicht ist das auch gut so, andernfalls wären gentechnisch veränderte Produkte noch präsenter in unserem Leben, als sie ohnehin schon sind.
Was ist Koffein eigentlich?
Koffein ist jene pharmakologisch aktive Substanz, die weltweit gesehen am häufigsten konsumiert wird und die Aktivität unserer Nerven anregen kann. Das Purinalkaloid fungiert als psychotrope Substanz und dient als Wachmacher, indem es durch seine strukturelle Ähnlichkeit die Adenosin-Rezeptoren unserer Nervenzellen blockieren kann und das Gefühl der Müdigkeit auf diese Weise abgeschwächt wird. Der Griff zu einer Tasse Kaffee am Morgen ist wohl für die meisten Menschen der beste Start, um halbwegs wach in den Tag starten zu können. Dabei muss es nicht immer koffeinhaltiger Kaffee sein, auch entkoffeinierte Kaffeebohnen können für qualitativ hochwertigen Kaffeegenuss sorgen.
Wie kommt das Koffein aus der Bohne?
Koffein ist nur einer von rund 400 Stoffen in einer Kaffeebohne. Es ist daher gar nicht mal so einfach, entkoffeinierte Kaffeebohnen zu erhalten. Ein kleiner Ausflug in die Chemie kann bei der Erklärung helfen. Verschiedene Verfahren können angewandt werden. Die Bohnen werden allesamt im ungerösteten, rohen Zustand behandelt. Ziel ist es, den Koffeingehalt auf den in der EU festgelegten Wert von 0,1 Prozent zu senken. Entkoffeinierte Kaffeebohnen liegen bei einem noch niedrigeren Wert, der zwischen 0.03 und 0.07 Prozent schwankt.
Eine Möglichkeit zum Entkoffeinieren bietet sich in der sogenannten Schweizer-Wasser-Methode. Hier werden alle Stoffe aus den Bohnen in Wasser gelöst und die Bohnen anschließend entsorgt. Das in diesem Gemisch enthaltene Koffein wird durch einen Aktivkohlefilter von den anderen Bestandteilen abgetrennt. In die Flüssigkeit, die kein Koffein mehr enthält, werden neue Kaffeebohnen gegeben. Aufgrund der Sättigung des Wassers mit allen Stoffen außer Koffein wird nur das in der Bohne enthaltene Koffein herausgelöst. Dieser Vorgang muss einige Male wiederholt werden, um am Ende entkoffeinierte Kaffeebohnen zu erhalten.
Oftmals machen sich Hersteller auch der indirekten Methode zunutze. Die rohen Bohnen werden durch den Einsatz von Wasserdampf aufgeweicht und das Koffein anschließend mit einem Lösungsmittel entzogen. Dabei kommt es zu einer Verdampfung des Lösungsmittels, das auf die weichen Kaffeebohnen tropft und das enthaltene Koffein extrahiert. Nach abschließender Trocknung und gründlicher Säuberung erhält man entkoffeinierte Kaffeebohnen.
Eine dritte, häufig angewandte Möglichkeit, besteht durch Extraktion des Koffeins mit überkritischem Kohlendioxid (CO2). Die Bohnen werden unter sehr hohem Druck mit flüssigem CO2 behandelt. Ohne Zugabe von chemischen Lösungsmitteln wird der Bohne das Koffein entzogen.